Eines der unter Referendaren / Beamten im Vorbereitungsdienst am häufigsten diskutierten Themen ist die Frage nach der passenden Krankenversicherung.
Das Referendariat / der Vorbereitungsdienst wird in den meisten Fällen im Status des Beamten auf Widerruf mit Beihilfeanspruch absolviert. Nur in seltenen Fällen erfolgt eine sozialversicherungspflichtige Anstellung.
Polizeibeamte im Vorbereitungsdienst sind entweder Beamte auf Widerruf mit Beihilfeberechtigung oder mit Anspruch auf Heilfürsorge. Welcher Status jeweils gilt, richtet sich nach den Vorschriften der entsprechenden Bundesländer bzw. des Bundes und teilweise nach der Laufbahn.
Beamte auf Widerruf mit Anspruch auf Heilfürsorge müssen zu Beginn des Vorbereitungsdienstes eine Pflegepflichtversicherung bei einer privaten Krankenversicherung (PKV) abschließen. Der Abschluss einer Anwartschaftsversicherung für den eventuellen späteren Wechsel in die PKV wird dringend empfohlen. Zusatzversicherungen für den stationären und dentalen Bereich sollten in Erwägung gezogen werden.
Im Folgenden werde ich mich auf die Beamten auf Widerruf mit Beihilfeanspruch konzentrieren.
PKV oder GKV?
Rechtzeitig vor Beginn des Referendariats sollte sich der zukünftige Beamte auf Widerruf mit der Frage beschäftigen, ob er sich in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder der privaten Krankenversicherung (PKV) versichern möchte.
Beamte unterliegen nicht der Pflicht zur Versicherung in der GKV. Sie sind aber berechtigt, sich in der GKV zu versichern. Die Versicherung in der GKV zu Beginn des Referendariats ist jedoch nicht möglich, wenn bereits eine PKV (z. B. als versicherte Person im Vertrag der Mutter oder des Vaters) besteht oder eine Mitgliedschaft über die Eltern in der Postbeamtenkrankenkasse (PBeaKK) oder der Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten (KVB) besteht. Die beiden vorgenannten betrieblichen Sozialeinrichtungen sind weder GKV noch PKV. Neue Mitglieder werden nicht mehr aufgenommen.
Die Entscheidung, ob sich der Beamte auf Widerruf in der GKV oder der PKV versichern kann, hängt vom Versicherungsstatus unmittelbar vor Beginn der Verbeamtung ab.
Aktueller Versicherungsstatus |
Mögliche zukünftige Versicherung |
GKV |
GKV oder PKV |
PKV |
PKV |
Betriebliche Sozialeinrichtung |
PKV |
Nach der formalen Prüfung, ob sich der Beamte in der GKV oder der PKV versichern kann, ist die finanzielle Seite zu beleuchten.
Ein Beamter hat als Mitglied der GKV keinen Anspruch auf einen Arbeitgeberzuschuss. Ein Beamter hat keinen Arbeitgeber, sondern einen Dienstherren. Ein Beamter hat in erster Linie einen Anspruch auf Beihilfe, deren Höhe sich nach den Beihilfevorschriften des entsprechenden Bundeslandes bzw. des Bundes richtet. Der prozentuale Beihilfeanspruch richtet sind im Bund und den meisten Bundesländern nach der Anzahl der kindergeldberechtigten Kinder und danach, ob sich der Beamte im aktiven Dienst oder im Ruhestand befindet. Teilweise abweichende Regelungen gelten in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen.
Ein Beamter im aktiven Dienst hat grundsätzlich 50% Beihilfeanspruch. Bei mehr als einem zurechnungsfähigen, kindergeldberechtigtem Kind beträgt der Beihilfeanspruch 70%. Zurechnungsfähige, kindergeldberechtigte Kinder erhalten 80% Beihilfe.
Relevant für Beamte auf Widerruf im Vorbereitungsdienst sind die Besonderheiten folgender Bundesländer:
- Baden-Württemberg: Beamte erhalten unabhängig von der Anzahl der kindergeldberechtigten Kinder 50% Beihilfe.
- Bremen: Familienbezogener Bemessungssatz, der für alle Familienmitglieder gleich hoch ist. Ausgehend von 50 % erhöht sich der Bemessungssatz je berücksichtigungsfähigem Familienmitglied um 5% (z.B. Beamter (50%), Ehepartner (+5%) und ein Kind (+5%) = 60% für alle) – maximal jedoch 70%. Die Erhöhung bei Verheirateten um 5% gilt nicht, wenn der Ehepartner in der GKV pflichtversichert ist, selbst beihilfeberechtigt ist oder über der Einkommensgrenze (10.000 EUR im Vorjahr) verdient.
- Hessen: Es gelten die Regelungen wie in Bremen. Bei stationären Leistungen erhöht sich der Bemessungssatz zusätzlich um 15% – maximal jedoch auf 85% (z.B. Beamter (50%) mit drei Kindern +15% = 65% für ambulant und Zahn, stationär +15% = 80%).
- Sachsen: Beamte mit zwei und mehr Kindern bekommen dauerhaft 70% Beihilfe auch wenn das Kindergeld entfällt.
Der Beitrag für eine PKV für Beamte auf Widerruf wird von den PKV-Unternehmen rabattiert. Jedoch nur so lange der Beamte auf Widerruf das 34. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.
Für einen 25-jährigen Beamten mit 50% Beihilfeanspruch liegt der Beitrag ja nach Bundesland zwischen 45 und 120 EUR. Leistungsstarke Tarife liegen bei ca. 60 – 116 EUR.
Ein Kind kostet zwischen 30 und 50 EUR monatlich.
Der individuell bedarfsgerechte Tarif sollte in einem individuellen Beratungsprozess genau besprochen werden.
In der GKV zahlt der Beamte den ermäßigten Beitragssatz in Höhe von 14% des Bruttoeinkommens, da Beamte kein Krankengeld versichern müssen. Beamte erhalten bei Arbeitsunfähigkeit („Krankschreibung“, „gelber Zettel“) ihre Bezüge unbefristet weiter gezahlt. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag in der GKV beträgt stand heute beträgt 1,1%. Für die Pflegepflichtversicherung zahlen Beamte 1,175% bzw. 1,425% (kinderlose Versicherte, die das 23. Lebensjahr vollendet haben).
Als Basiswert für den Beitragsvergleich GKV/PKV und für Ihre individuelle Berechnung gehen wir von einer Bruttovergütung in Höhe von 1.000 EUR monatlich aus.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Beamte auf Widerruf kinderlos und 25 Jahre ist. Den Zusatzbeitrag berechnen wir mit 1,1% (Durchschnittswert).
Aus 1.000 EUR Bruttovergütung ergibt sich demnach ein monatlicher Beitrag für die GKV inkl. Pflegepflichtversicherung in Höhe von 165,25 EUR.
Aus finanziellen Gründen ist es für einen kinderlosen Beamten auf Widerruf günstiger, sich in der PKV zu versichern.
Beamte auf Widerruf mit mehr als zwei Kindern (sofern die Kinder nicht kostenlos beim anderen Elternteil in der GKV versichert werden können) könnten eventuell in der GKV günstiger versichert sein.
Da die meisten Beamten auf Widerruf kinderlos sind, lohnt sich aus finanziellen Gründen im Regelfall der Abschluss einer GKV.
Und wie sieht es mit den Leistungen aus?
Bei den höherwertigen Tarifen der PKV gibt es fast durchgängig bessere Leistungen als in der GKV. Neben den weichen Faktoren wie Terminvereinbarung beim niedergelassenen Arzt, für Folgeuntersuchungen (z. B. MRT), schnelleren Terminen für planbare Operationen im Krankenhaus und geringeren Wartezeiten beim Arzt gibt es insgesamt gesehen eine höherwertige medizinische Versorgung.
Einige weniger kostenintensive Punkte könnte (je nach Tarif) in der GKV etwas besser geregelt sein.
Wie bin ich nach dem Referendariat / Vorbereitungsdienst versichert?
Die Versicherbarkeit bzw. Verpflichtung zur Versicherung in einem der beiden Krankenversicherungssysteme richtet sich nach dem beruflichen Status nach Ablauf des Referendariats / Vorbereitungsdienstes.
Versicherung im Vorbereitungsdienst |
Beruflicher Status nach dem Vorbereitungsdienst |
PKV oder GKV? |
PKV | Planstelle, Verbeamtung auf Probe | PKV |
PKV | Anstellungsvertrag unter JAEG (56.250 EUR p.a.) | GKV |
PKV | Anstellungsvertrag über JAEG (56.250 EUR p.a.) | PKV oder GKV* |
PKV | ohne Beschäftigung mit Anspruch auf ALG I** | GKV |
PKV | ohne Beschäftigung, kein Anspruch auf ALG I | PKV*** |
GKV | Planstelle, Verbeamtung auf Probe | GKV oder PKV |
GKV | Anstellungsvertrag unter JAEG (56.250 EUR p.a.) | GKV |
GKV | Anstellungsvertrag über JAEG (56.250 EUR p.a.) | GKV oder PKV |
GKV | ohne Beschäftigung mit Anspruch auf ALG I** | GKV |
GKV | ohne Beschäftigung, kein Anspruch auf ALG I | GKV |
* Sofern es sich um die erste im Inland ausgeübte Berufstätigkeit handelt.
** Wenn Anspruch auf ALG I aus einem früheren Arbeitsverhältnis besteht und beantragt wird, dann GKV.
*** Hier bieten die meisten Versicherungsgesellschaften so genannte Überbrückungstarife an.
Fazit:
Die meisten Beamten auf Widerruf fahren mit der Versicherung in der PKV besser, als wenn sie sich für die GKV entscheiden.
Lediglich Beamte auf Widerruf mit mehr als 2 Kindern oder einer Besoldung unter 500 EUR sollten auch die Möglichkeit der Versicherung in der GKV prüfen.
Anmerkung:
Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag eine individuelle Beratung nicht ersetzen kann und soll. So ist z. B. ein guter Gesundheitszustand Voraussetzung für die Versicherung in der PKV. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sinnvoll sein, sich erst später (nach dem Vorbereitungsdienst) in der PKV zu versichern, um die Beamtenöffnungsaktion zu nutzen.
Ich hoffe dennoch, dass Ihnen der Beitrag einige Fragen beantworten konnte.
Aus Gründen des angenehmeren Leseflusses habe ich mich dazu entschieden, auf die Nennung der jeweils weiblichen und männlichen Form verzichtet. Damit ist keinesfalls eine Diskriminierung beabsichtigt. Die Verwendung des Maskulinums bei Bezeichnungen wie z. B. Beamter schließt immer auch die weibliche Beamtin ein.